Myanmar: Götter, Geister und Dämonen
Nach einem reichhaltigen "englischen" Frühstück im Kandawgy Hill Resort checkten wir aus dem Hotel aus und unternahmen einen sehr schönen Spaziergang durch den bekannten Botanischen Garten. Der Botanische Garten ist recht groß und wirklich sehr gepflegt. Man kann ohne weiteres - wie wir - einen Vormittag dort verbringen ohne sich zu langweilen. Es gibt rund um den Kandawgy Lake eine Reihe von thematischen Abteilungen, z.B. eine Bambusabteilung mit den verschiedensten Bambusarten, eine Orchideenabteilung mit den wichtigsten einheimischen Orchideenarten, unter anderem die berühmte "Schwarze Orchidee", sowie eine umfangreiche Schmetterlingsammlung. Kurz vor dem Mittagessen besuchten wir noch eines der typischen englischen Kolonialhäuser mit riesigem "fireplace" und einer geschwungenen Treppe in den ersten Stock. Im Garten posierte Heide als "Hausherrin" in der dazugehörigen prächtigen Gartenlaube. Nach einem guten Mittagessen im Ort Pyin Oo Lwin machten wir noch eine lustige Pferdekutschfahrt durch den Ort - lustig deswegen, weil die Kutsche außer Sitzplätzen jeden Komfort vermissen ließ. Sie war eng, niedrig, heiß und sehr hart gefedert, so dass wir tüchtig durchgeschüttelt wurden und uns an den Fenstern festhalten mussten. Nach der Kutschfahrt besuchten wir noch den örtlichen Markt, von dem wir aber außer einem Beutel Tee nichts mitnahmen. Nach dem Besuch eines Kaffeegeschäfts, wo wir auf Anregung unseres Guides einen Beutel einheimischen Kaffee mitnahmen (wie sich aber erst zuhause herausstellte, war er von ausgezeichneter Qualität) und vor der Weiterfahrt nach Mandalay besuchten wir noch einen lokalen Nats-Schrein, wo Kyaw, unser Führer, einige Kyatt opferte für die bisher erfolgreiche Fahrt durch den Norden des Shan-Staates.
Gegen 8 Uhr frühstückten wir im Swan Hotel von Mandalay, wo es ein reichhaltiges Frühstücksbüffet gab. Wir wollten schon vor 10 Uhr im nahegelegenen Amarapura sein, wo sich das "Vorzeigekloster" von Mandalay befindet und auf dem Weg dorthin eine weitere Pagode, diesmal in Drachenform, besuchen. Im Mahagandayon Kloster schreiten die Mönche um "Punkt 10 Uhr" (myanmarische Zeitvorstellung - also zwischen 10 und ½11 Uhr) in einer Prozession zum Essen. Dabei bringen sie die am frühen Morgen eingesammelten Essens-Gaben der Gläubigen mit, um sie allen zur Verfügung zu stellen. Die Gläubigen müssen dankbar sein, für jede Annahme ihrer Gaben, da dies sie von weitergehenden religiösen Übungen befreit, da die Mönche diese Übungen dann stellvertretend für sie verrichten und sie ihren Tagesgeschäften nachgehen können. Der "Aufmarsch" der Mönche ist täglich ein Touristenziel erster Ordnung, zu dem zwischen 10 und 20 Busladungen von Touristen anreisen. Da kommen von Profikameraleuten mit entsprechender Ausstattung (einschließlich Knieschonern für den Perspektivenwechsel) bis zum simplen Handyfotograf alle Typen von Amateurfilmern und -fotografen und alle wollen "auf ihre Kosten kommen", also den "finalen Schuss" setzen! Das Gedränge ist entsprechend! Natürlich wollten wir auch ein Paar Fotos schießen und einige Videoclips drehen, aber das Geschiebe und Gedränge (und die Ellenbogen im Bauch) waren wir bald leid. Kyaw brachte uns bald zu einem weniger bekannten Nonnenkloster, dem That Kya Dee Tar Kloster, wo es kaum Touristen gab und wir die Vorbereitungen der Nonnen zum Essen ohne Störung fotografieren und filmen konnten. Die ihrem Kloster angeschlossene Pagode war ebenfalls sehenswert und vor allem sehr sauber. Von dort aus fuhren wir weiter zu einer mittlerweile ausgebauten und überdachten Höhle (der U Min Thonze - Höhle) mit 49 gleichartigen Buddhastatuen, die alle in gleicher Haltung in einer Reihe nebeneinander sitzen. Es ging weiter zum "Pagodenhügel" von Sagaing zu einer eindrucksvollen Pagode, der Swan Oo Ponya Shin - Pagode, mit ansprechenden Außenanlagen und einem beeindruckend großen sitzenden Buddha innen. Danach wechselten wir im Boot zur anderen Ayeyarwaddy-Ufer nach Ava (Inwa). In einer Pferdekutsche fuhren wir zum Me Nun Backsteinkloster, in dem heute aber fast niemand mehr lebt (außer einem alten Einsiedler). Die Fahrt in der Pferdekutsche war insofern abenteuerlich als dem Kutscher bei "Gegenverkehr" das offensichtlich noch nicht so gut an das Geschirr gewöhnte Pferd durchging und uns in den Graben fuhr. Es war nichts passiert, also setzten wir unsere Fahrt fort und besuchten noch das Bagaya - Kloster, das ganz aus Teakholz gefertigt ist und auch heute noch als Mönchsschule für die alten Schriften dient. Unterwegs sahen wir den alten Wachturm der ehemaligen Königsstadt, der bei einem Erdbeben seine Spitze verlor und dabei durch einseitiges Einsinken zum "schiefen Turm von Ava" wurde. Zurück in Amarapura besuchten wir noch eine Seidenweberei, die sich auf die Herstellung von Festtags- und Hochzeits-Longyis (also den myanmarischen Wickelröcken, die von Männlein und Weiblein getragen werden) spezialisiert hatte. Zum touristischen Abschluss des Tages besuchten wir die U Bein - Brücke, die mit 1200 m längste (Teak)Holzbrücke der Welt, die den Taungthaman - See im Süden von Mandalay in Amarapura überquert. Kyaw hatte uns zum Abschluss des Tages noch in das Haus seiner Eltern eingeladen, wo wir einige Knabbereien und ein Eis zu uns nahmen. Er wohnt mit seinen Eltern zusammen in einem sehr einfachen und einfach ausgestatteten Haus mitten in Mandalay. Seine Eltern empfingen uns sehr gastfreundlich, aber die Kommunikation war doch sehr mühselig, da sie nur über Kyaw laufen konnte, da beide Eltern kein Englisch sprechen. Für den Abend hatten wir Fahrer und Guide zum Abendessen eingeladen, und dort wurde es sehr angenehm und lustig.
Am Morgen nahmen wir ganz normal unser Frühstück am Büffet des Mandalay Swan Hotels ein. Bei diesem Frühstück muss ich irgendetwas "Unbekömmliches" zu mir genommen haben, denn ca. 1½ Stunden später wurde mir dermaßen schlecht, dass ich mich nur noch mühsam auf einem Gartenstuhl einer Touristenbar in Mingun halten konnte ohne mich zu übergeben oder (nachdem mir der Kreislauf komplett "weggesackt" war) umzukippen. Aber der Reihe nach: Nach dem Frühstück fuhren wir zur Flusspier von Mandalay um auf einem Flussboot nach Mingun überzusetzen. Auf der Flussfahrt "rumorten" meine Eingeweide schon gewaltig, aber ich hoffte, dass sich das im Laufe des Vormittags legen würde. Nach der Flussfahrt machte ich ein paar Fotos von unserer Umgebung, aber mir wurde immer schlechter. Die Besichtigung der größten Pagodenruine Myanmars ließ ich denn auch ausfallen. Während Heide mit Kyaw den von einem Erdbeben beschädigten gewaltigen untersten Teil der Pagode besichtigten, blieb ich in einer Touristenbar vor der Pagode auf einem Stühlchen mit einer Flasche Minaralwasser sitzen. Dabei erging es mir wie oben beschrieben. Als Heide und Kyaw zurückkamen waren sie über mein Aussehen erschrocken und wir beschlossen die Besichtigung der größten "funktionstüchtigen" Glocke in Mingun abzubrechen und das Besichtigungsprogramm erst am Nachmittag wieder aufzunehmen. Wir fuhren also mit unserem Flussboot zurück und anschließend gleich ins Hotel, in dem ich den Rest des Tages (nicht weit von der Toilette) verbrachte. Heide hingegen konnte - nachdem es mir wieder besser ging - das "Nachmittagsprogramm" mit Kyaw unternehmen, auf das ich allerdings trotzdem noch verzichten musste und nichts mitbekam. Erst am Abend habe ich vorsichtig ein wenig trockenes Toastbrot zu mir genommen. Weiter zum Mount Popa