China: Beijing und die Südwestprovinz Yünnan
Schon am Vorabend unserer Abreise von Zhongdian deutete sich eine Wetterverschlechterung an. Als wir am Morgen aufwachten, stellten wir fest, dass es über Nacht geschneit hatte. Ich war ein wenig skeptisch, ob wir die Fahrt nach Lijiang ohne Winterreifen am Auto gefahrlos überstehen würden, da weit und breit kein Räumdient zu sehen war. Aber unser Naxi-Fahrer war offensichtlich mit solchen Eventualitäten vertraut. Er fuhr wirklich sicher, obwohl die Straße zugeschneit war. Etwa 100 km südlich von Zhongdian - es hatte mittlerweile aufgehört zu schneien - besuchten wir die Hutiaoxia, die Tigersprungschlucht . Es ging vom Parkplatz aus zunächst ca. 1000 Treppen hinab in die Schlucht und anschließend natürlich auch wieder 1000 Stufen hinauf. Das erwies sich als ziemlich anstrengend! Für faule Zeitgenossen steht allerdings auch ein Rikscha-Tragedienst zur Verfügung. Wir haben auch zugesehen, wie sich eine ältere Dame die Treppen hinab tragen ließ. Die Schlucht ist wirklich beeindruckend, da der Yangze sich hier durch eine enge Klamm quält und teilweise nicht mehr als 15 m breit ist. Entsprechend rast und tost das Wasser. Obwohl Februar waren auch hier wieder Massen an Touristen unterwegs, allerdings meinte Dorjee, wir hätten Glück, das seien ja nur wenige Touristen.
Danach gings weiter nach Shigu , zum "first bend" des Yangze. Damit ist die fast 180°-Wendung des Flusses der hier fast aus der Nord-Süd-Richtung in die Süd-Nord-Richtung wechselt. Shigu ist sehr stolz darauf, dass es entscheidend dazu beiträgt, dass der Yangze auf seinen Tausenden von Kilometern Länge nur in China bleibt, während die zwei anderen großen Flüsse Yunnans, der Salween (der dann durch Myanmar in die Andamanensee fließt) und der Mekong (der Laos, Kambodscha und Vietnam mit Wasser versorgt) ihren Weg letzlich durch andere südostasiatische Länder nehmen.
Nach einem urigen Mittagessen in einer chinesischen Fernfahrerkneipe (prima Essen!) fuhren wir weiter nach Lijiang , das wir am frühen Nachmittag erreichten. Wir checkten im Hotel Sanhe ein (das sehr malerisch in der Altstadt liegt) und verabredeten uns mit Dorjee und seinem Vetter (der von Zhongdian mit uns nach Lijiang gefahren war) für den späten Nachmittag. Wir hatten nämlich ein kleines Problem: Heides Wanderstiefel hatten den Geist aufgegeben - der Absatzteil der Sohle war herausgebrochen. Vor der Besichtung der Sehenswürdigkeiten Lijiangs (laut Adrian Stalder - unserem Reiseunternehmer aus Kunming - ist Lijiang für die Chinesen, was St. Moritz für die Schweizer ist) mussten wir neue Schuhe für Heide besorgen. Sie fand auch recht bald ein paar passende Schuhe, aber dann konnten wir natürlich nicht den geforderten Preis bezahlen (ohne Feilschen geht nix in China). Wir handelten die Schuhe soweit herunter, dass wir nur noch 200 ¥ (ca. 20 €) bezahlen mussten. Dann besichtigten wir die Altstadt von Lijiang, die sehr malerisch, aber auch sehr geschäftsmäßig eine Touristenfalle nach der anderen aufreiht. Am Abend besuchten wir dann noch ein Konzert mit der Musik der in Lijiang beheimateten Naxi-Minderheit.
Wir gingen am nächsten Tag zum Frühstück, für das wir im Hotel einen Frühstücksgutschein erhielten, um das Frühstück in einem zwei Straßen entfernten Café einzunehmen. Das dortige Frühstück war nicht schlecht, aber zunächst haben wir uns doch gewundert, dass wir das Frühstück nicht in unserem Hotel einnehmen konnten. Die aber hatten gar keine Möglichkeit überhaupt Frühstück auszugeben, weil alle Räume des Hauses Fremdenzimmer waren.
Nach dem Frühstück trafen wir uns wieder im Hotel. Von dort aus ging es gleich nach Baisha . Dort war Jahrmarkt und natürlich schlugen wir "souvenirmäßig" zu; unter anderem erstanden wir ein altes (oder wenigstens auf alt gemachtes ;-)) Mahjong-Spiel, einen auf alt gemachten Bambusfächer, alte Käsch-Münzen mit Loch und noch einiges andere mehr. Wir gingen an Ständen vorbei, die lebhaft an Jahrmärkte unserer Jugendzeit erinnerten: Da gab es einen "billigen Jakob", Ring-Wurfspiele, Wahrsager, Verkäufer von Küchenutensilien, Grillstände und vieles mehr. Viele - vor allem Frauen - trugen die traditionelle Naxi-Tracht. Dann besuchten wir die in Baisha angesiedelte Stickerei-Schule, in der vor allem die Tradition der Seidenbild-Stickerei gepflegt wird. Auch hier kamen wir an einem Bild, als Souvenir für uns selbst, nicht vorbei. Zum Abschluss unseres Besuches sahen wir noch bei einem Volkstanz-Wettbewerb, der verschiedenen, aus unterschiedlichen Nachbardörfern stammenden, Volkstanzgruppen zu.
Nach unserem Ausflug nach Baisha fuhren wir nordwärts ins das Dorf Yuhucan in dem der berühmte und für die Naxi exzentrische Biologe, Geograph und Linguist Dr. Joseph Rock zwischen 1922 und 1949 wohnte. In seinem ehemaligen Wohnhaus waren viele persönliche Dinge ausgestellt und viele Fotos von seinen Expeditionen zu sehen. Zum Mittagessen fuhren wir in die Nähe des Hei Long Tan (Schwarzer Drache Teich), wo wir gut und reichlich aßen.
Nach dem Essen ging's in den Park des Schwarzen Drachen Teichs, mit angeschlossenem Dongba (Naxi)- Museum . Wir kauften auch hier einige Souvenirs, unter anderem Naxi-Dokumente, in der weltweit einzigen heute noch verwendeten pictographischen Schrift. Danach versuchten wir ein Foto-Shooting an Chinas meistfotografierten Motiv: Den «den Mond umarmenden Pavillon» und die marmorne Gürtelbrücke vor dem Hintergrund des Jade Drachen Schnee Berges. Leider hatte sich der Himmel bewölkt und in den Bergen war Nebel aufgezogen, so dass das Bild nur entfernt dem ähnelte, was wir uns vorgestellt hatten. Vom Park des Schwarzen Drachen ging's dann auf einem schönen Spazierweg zurück nach Lijiang, wo wir uns dann von unseren Guides (Dorjee und Vetter) trennten. Weiter nach Shaxi und Dali