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China: Beijing und die Südwestprovinz Yünnan

Alle unsere Führer auf unserer Reise durch Teile Chinas empfanden wir als freundlich-reserviert, aber anders als bei unserer früheren Reise z.B. durch Vietnam wurden sie auch kaum aufgeschlossener. Erst beim Abschied an der myanmarischen Grenze erlebten wir einen gemäßigten „Sympathieausbruch“ unseres Führers Minway: Er winkte uns zum Abschied zu! Ursächlich für das Verhältnis mancher Chinesen zu Fremden ist für mich (auch wenn ich weiß, dass das eine Kausalattribution ist) das ehrgeizige Hegemonialstreben des Staates. Es schlägt sich in Teilen der Bevölkerung als extremer Nationalismus – ja fast schon Chauvinismus- nieder und mündet dort in eine gönnerhafte Herablassung Fremden gegenüber, die Freundlichkeit ja nicht ausschließt. Soweit meine persönlichen Eindrücke, die natürlich nicht den Anspruch erheben, repräsentativ zu sein.

Nach einer kurzen Nacht (der Flug startete schon um 10:40 Uhr von Frankfurt aus) fuhren wir mit dem ersten Zug von der Rheinebene aus nach Frankfurt. Dort waren wir schon sehr früh am Schalter der China Airlines beim Einchecken (wir waren die dritten in der Schlange) hatten aber dennoch keine Auswahl mehr bei den Sitzen. So wurden die fast 12½ Stunden Flug nach Taipeh ziemlich ermüdend. In Taipeh allerdings hatten wir - wie wir vorher gegoogelt hatten - die Möglichkeit in der Nähe des Gates A6 (Arrival) die sehr sauberen Duschen zu benutzen und aufgrund des vorhandenen Internet-Zugangs (2012 auch in Taiwan keine Selbstverständlichkeit!) eine Email abzusetzen. Nichtsdestoweniger hatten wir insgesamt einen Stopover von 9¾ Stunden, was schon sehr anstrengend ist. Nachdem wir also mehr schlecht als recht dort die Zeit totgeschlagen haben, ging's endlich weiter nach Beijing. Diesmal war noch weniger Auswahl bei den Sitzen, wir konnten nicht einmal nebeneinander sitzen, sondern waren beide in den Mittelsitz der drei Sitzplätze auf dem linken Flügel eingequetscht, so dass wir kaum essen konnten. Dann, nach rund 3¼ Stunden, war es endlich soweit, wir waren in Beijing gelandet. Dort mussten wir noch einmal rund 1½ Stunden anstehen, um die Formalitäten der Einreisebehörde zu absolvieren. Das lag weniger an der Übergenauigkeit der Beamten, als an dem Andrang, der an den Schaltern herrschte. Wir hatten schon befürchtet, dass der Transfer in unser Hotel deswegen nicht klappen würde, aber unsere freundliche Fremdenführerin von Beijing, Frau Liu, hatte die ganze Zeit gewartet, und so war auch das kein Problem. Gegen 21:30 Ortszeit kamen wir in unserem Hotel, dem Beijing Holiday Inn Express am Himmelstempel an. Auch das Einchecken im Hotel war kein Problem und so konnten wir endlich gegen 22 Uhr, nach rund 34 Stunden Reise- und Wartezeit (inklusive 7 Stunden Zeitverschiebung) ins Bett sinken.

Am Morgen wurden wir gegen 9 Uhr von Frau Liu im Hotel abgeholt. Da wir noch keine Gelegenheit gehabt hatten, uns chinesisches Geld (also Yuan [¥])zu verschaffen, hielten wir an einer Bank mit Geldautomat. Ich versuchte es mit meiner ganz normalen Bankcard und nach einer "kleinen Hilfe" durch unseren Guide (leider war der ganze Vorgang des Geldabhebens zunächst nur mit chinesischen Zeichen dokumentiert) kamen wir auch ohne Schwierigkeiten zu unserem Geld. Dann fuhren wir in Richtung Tian An Men Guangchang (also zum Platz des Himmlischen Friedens), hielten aber zunächst am National Center for the Performing Arts . Sowohl das Gebäude selbst als auch die Inneneinrichtung und die Inhalte der Ausstellungen waren beeindruckend. Danach gingen wir zu Fuß weiter zum Platz des Himmlischen Friedens , bekannt für die blutige Niederschlagung des Studentenaufstands. Dort befindet sich auch das Tor des Himmlischen Friedens (Tien An Men)mit dem Bildnis von Mao Ze Dong über dem nicht zugänglichen und von einer Ehrenwache der Volksarmee bewachten Eingang. Nach dem üblichen "Fototermin" vor dem Tor gings durch eine Unterführung zum eigentlichen Platz des Himmlischen Friedens, auf dessen Westseite die Große Halle des Volkes steht. Der Halle gegenüber, mitten auf dem Platz des Himmlischen Friedens steht das Denkmal der Volkshelden (Renmin Yingxiong Jinianbei). Danach ging's durch die Unterführung zurück in Richtung Tor des Himmlischen Friedens. Durch das Mittagstor (Wu Men) betraten wir die Verbotene Stadt, von 1420 bis 1911 Sitz der chinesischen Kaiser. Wir durchquerten "die Harmonien" ("Tor der Höchsten Harmonie", "Halle der Höchsten Harmonie", "Halle der Mittleren Harmonie", "Halle zur Erhaltung der Harmonie"), hielten uns "rein" ("Tor der Himmlischen Reinheit", "Palast der Himmlischen Reinheit"), und gingen durch die kaiserlichen Gärten zum "Tor der Göttlichen Stärke", wo wir die Verbotene Stadt wieder verließen. Danach ging's per Fahrradrikscha in ein Hutong-Viertel, um dort einheimisch zu Mittag zu essen. Nach dem einfachen, aber recht schmackhaften Mittagessen, fuhr unser Wagen uns weiter zum Lama-Tempel und danach zum Konfuzius-Tempel . Redlich müde kehrten wir gegen 17 Uhr wieder ins Holiday Inn Express Temple of Heaven zurück. Am Abend machten wir uns dann auf den Weg, um in einer rein chinesischen Umgebung zu einem anständigen Abendessen zu kommen. Auch das gelang!...

Am Tag darauf gegen 08:30 Uhr wurden wir wieder am Hotel von Frau Liu und dem Fahrer abgeholt. Wir fuhren die kurze Strecke bis zum Himmelstempel , der uns weniger von seiner Funktion als Ort der Mandatserteilung der kaiserlichen Herrschaft über das Volk durch die Götter beeindruckte, als von der Tatsache her, dass das erwähnte Volk den Park rund um den Himmelstempel heute vollständig für sich erobert hat. Dieser Park ist einer der wichtigsten Naherholungsorte für die Pekinger. Dort wird getanzt, wird Kalligraphie geübt, "Fußfederball" gespielt, Chorgesang geübt, Mahjong oder chinesisches Schach gespielt und allen denkbaren weiteren Freizeitbeschäftigungen nachgegangen. Bei einer "singenden Tänzerin" haben wir uns überlegt, ob wir ihr ein paar Yuan überlassen sollten, wie wir es von den Straßenmusikanten bei uns zuhause gewohnt waren, erfuhren aber von unserer Führerin, dass dies sie tödlich beleidigen würde, weil sie das nur zum "personal enjoyment" machen würde, also zum eigenen"Spaß an der Freud'". In einer anderen Ecke des Parks spielte eine Kapelle volkstümliche patriotische - und Liebeslieder und eine umstehende Menge sang aus vollem Halse mit.

Das Olympiagelände , das wir danach besuchten, war architektonisch beeindruckend, kam uns aber dennoch ein wenig aufgesetzt und steril vor. Ganz anders war der Sommerpalast des Kaisers, zu dem wir anschließend fuhren. Hier herrschte eine gepflegt historische Atmosphäre, auch wenn der eigentliche Zweck des Palastes, nämlich im Sommer der Hitze Pekings zu entfliehen, im Februar nur zu erahnen war.

Danach ging's in die unvermeidliche Einkaufsschleife: von einer Vorführung der Gewinnung von Süßwasserperlen hin zum fertigen Schmuckstück, von der Seidenraupe zum fertigen Textilteil, von der Zubereitung von chinesischem Tee zur vollen Teedose und von einer kostenlosen Fußmassage (abgesehen von einem 50 Yuan Trinkgeld) zur Traditionellen Chinesischen Medizin wurden wir gnadenlos durchgeschleppt. Dass wir dabei das eine oder andere Mal übervorteilt wurden, gehörte zum Lehrgeld, das wir zahlen mussten. Am Abend aber wurden wir angenehm überrascht: wir hatten uns innerlich auf 1½ Stunden "Katzenmusik" in der Peking-Oper eingestellt, sahen aber eine recht unterhaltsame Show .

An unserem letzen Tag in Beijing legten wir die Strecke von Beijing nach Mutianyu nicht auf der weitgehend vorhandenen Autobahn, sondern auf Landstraßen zurück. In Mutianyu, am Fuß der Großen Mauer, gibt es die Möglichkeit zu Fuß den Berggrat, auf dem sich die Mauer befindet, zu ersteigen, oder mit der Seilbahn für 50 ¥ (ca. 6 €) hinauf und hinunter zu fahren. Es ist wohl nicht schwer zu erraten, dass wir die Seilbahn wählten, da der Aufstieg laut Führerin ca. 3 Stunden dauere und der Abstieg ähnlich viel Zeit beanspruche. Wir wollten aber die Große Mauer und nicht den Weg zur Großen Mauer besichtigen. Oben angelangt empfing uns aber nicht, wie im Reiseführer angekündigt, eine riesige Menge an Touristen und fliegenden Händlern, sondern gähnende Leere - es war schließlich Februar und bitter kalt (ca. - 2°C). So hatten wir - bis auf ein paar unentwegte "Kältegenossen" - die Große Mauer für uns alleine, ein offenbar wirklich seltener Anblick, insbesondere an einem Sonntag bei sonnigem Wetter. Nach einem eigentlich schon ausgedehnten Spaziergang (ca. 3 Kilometer Berg und Tal) auf der Großen Mauer überkam Heide der große Ehrgeiz ("das wird wohl das einzige Mal sein, dass ich hier bin!"): sie wollte die etwa 1 Kilometer lange Steiltreppe zum nächsten Wachturm mit chinesischer Flagge auch noch zurücklegen. Detlef streikte und überlegte sich in der Zwischenzeit, was wohl mit dem Rest der geplanten Reise passieren würde, wenn sie auf der teilweise bröckeligen Treppe ausrutschte und verunfallte. Am Ende ging alles gut.

Nach einem ausgezeichneten Mittagessen unterwegs auf dem Weg zurück nach Beijing, besichtigten wir am späten Nachmittag noch das Künstlerviertel "798" wo es neben traditioneller und moderner chinesischer Kunst auch Kunst aus den Nachbarländern und natürlich auch viel Kitsch und Trödel zu bestaunen gab. Wir baten danach unsere Führerin Frau Liu, uns einen Platz in einem guten Spezialitätenrestaurant für Peking-Ente zu reservieren. Die Peking-Ente erwies sich als echter kulinarischer Genuss!! Weiter nach Kunming

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