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Myanmar: Götter, Geister und Dämonen

Nach einem Frühstücksbüffet der luxoriösen Art im Thiripyitsaya Resort ging es auf die erste Besichtigungstour einiger der über 2000 Tempel und Pagoden von Bagan. Wir besuchten als erstes die in verschwenderischem Gold erstrahlende Shwezigon Pagode, die ob ihrer Größe und "Goldausstattung" einen tiefen Eindruck hinterließ. Kyaw machte uns während der ganzen drei Tage, die wir in Bagan verbrachten, immer auch auf die vielen, von uns wahrscheinlich unbeachteten Kleinigkeiten aufmerksam, die aber zu einem einigermaßen gesichterten Grundverständnis der birmanischen Kultur unerlässlich sind.

Als zweites besuchten wir den Hti Lo Min Lo - Tempel, einen der jüngsten Tempel Bagans. Erwurde zwischen 1211 und 1230 unter König Nandaungmya erbaut. Seinen Namen verdankt er dem Wahlverfahren nach dem sein Vater Nandaungmya die Erbschaft des Königreichs seinen Söhnen vermachte. Er stellte einen weißen Schirm auf, und zu welchem seiner fünf Söhne sich der Schirm nach dem Loslassen neigte, der sollte das Königreich erben. Nandaungmya hatte das Glück, dass er sich zu ihm neigte (Hti (burmesisch)= Schirm). Angeblich fand diese Auswahl an dem Ort statt, wo jetzt der Tempel steht.

Als letztes für den heutigen Vormittag besuchten wir den Ananda - Tempe, in dem sich die hölzerne aber vergoldete Statue eines stehenden Buddha befindet, die so geschickt geschnitzt ist, dass das Gesicht Buddhas je nach Entfernung des Betrachters oder Gläubigen unterschiedlich wahrgenommen wird. Je entfernter man von der Statue steht, desto mehr lächelt sie bzw. hat einen freundlichen Gesichtsausdruck, je näher man ihr aber kommt, desto ernster wird ihr Gesichtsausdruck.

Nachmittags machten wir die "Tempel-Tour" mit Myingaba Gubyaukyi - Tempel, Manuha - Tempel und Nanpaya-Tempel, - alles wunderbare und kulturell hochstehende architektonische Wunderwerke (aber langsam hatten wir genug Pagoden und Tempel gesehen); der spätere Nachmittag und Abend hingegen war eher den profanen Eindrücken gewidmet: Wir besuchten eine Lackwaren-Manufaktur - wie uns gesagt wurde, offenbar diejenige mit den qualitativ hochwertigsten Produkten, wofür auch das Foto- und Videoverbot im Produktionsbereich sprach (Musterklau!). Wir wurden in die Produktionsabläufe der "vielschichtigen" Produkte (teilweise 22 Schichten) eingeweiht und konnten - natürlich - auch welche erwerben. Gegen Abend machten wir uns auf zur Shwesandaw-Pagode, wo wir schon von Hundertschaften von Touristen erwartet wurden, die wie wir auf den Sonnenuntergang warteten. Nach diesem Erlebnis gönnten wir uns noch einen Besuch im Marionettentheater, wo wir zwar nichts verstanden, aber gut aßen und uns trotzden amüsierten.

So ganz genau wusste Kyaw offenbar nicht, was in unserer Reiseplanung stand. Er jedenfalls scherte sich nicht an unserem angeblich freien Tag, sondern plante uns voll für seine Besichtigungen ein, "da wir ja noch fast nichts von Bagan gesehen haben". Also fügten wir uns brav - wann kommt man schließlich nochmal nach Bagan? Gegen 08:30 Uhr wurden wir von unserem Hotel Thiripyitsaya abgeholt und zunächst einmal zum Markt ins benachbarte Nyaung.U gebracht. Obwohl wir schon viele Märkte in Südostasien gesehen hatten und meinten, das könne uns nicht viel Neues mehr bringen, schien uns dieser doch noch ein wenig farbenprächtiger zu sein als andere. Im Anschluss daran, als wir den Markt gerade verlassen wollten, um uns ein Dorf der Einheimischen anzuschauen, stießen wir auf eine Prozession von Buben mit ihren Familien und auf Befragen erklärte uns Kyaw, dass diese Buben in feierlicher Prozession ins Kloster gebracht würden, um für einige Zeit Mönche zu werden und eine religiöse Erziehung zu erhalten. In der Tradition Buddhas, der als indischer Prinz in die Welt hinaus ging, um eben dieser zu entsagen, wurden sie zu diesem Anlass festlich angezogen (als Prinzen!) um danach im Kloster in die einfache Mönchstracht eingekleidet zu werden und als Zeichen der weltlichen Entsagung den Kopf geschoren zu bekommen. Da diese Prozession auch nicht jeden Tag passierte, hatten wir also gerade Glück, dies einmal mitzubekommen. Als Nächstes führte uns Kyaw zu einem Tempel-Trümmerfeld in dem Restaurationen der Bausubstanz dieser Tempel durchgeführt wurden. Eine wahre Sisyphusarbeit bei rund 2000 erhaltungswürdiger Tempel!

In der Nähe befand sich ein Dorf (Taung Bi), wo wir ein wenig vom Alltag der Dorfbewohner mitbekamen. Das Vieh wurde versorgt und getränkt, eine Oma spann Wollfäden für die Kleidung und rollte sich anschließend in aller Seelenruhe einen Cheroot (eine burmesische Zigarre aus Maisblättern, die um geschittenen Tabak gewickelt werden) um ihn dann auch zu rauchen. Eine andere Oma kam zu einem Schwätzchen herüber und es wurde ausgiebig dabei gelacht. Anschließend entspannten wir uns in einem Straßencafé bei einem guten birmanischen Kaffee. Den Nachmittag wollten wir zum Entspannen nutzen und verabredeten uns für den frühen Abend, da die "beiden Kyaws" (Fahrer und Führer hatten den gleichen Vornamen) uns einen unvergesslichen Sonnenuntergang bescheren wollten, was ihnen auch gelang. Weiter zum Inle See

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