Myanmar: Götter, Geister und Dämonen
Am Morgen checkten wir vor dem Frühstück nochmals unsere Flugtickets für den letzten Inlandsflug in Myanmar und bemerkten, dass bei der Buchung der Tickets dem Reisebüro ein Fehler unterlaufen war. Offenbar hatte man im "Land des Mondkalenders" übersehen, dass wir 2012 ein Schaltjahr haben und somit der Februar 29 Tage hat. Unsere Flugbuchung nach Yangon aber war für den 1. März getätigt, also einen Tag später. Da wir bei dieser Planung aber unseren gesamten Rückflug verpasst hätten (wir wären einen Tag zu spät gewesen!) und wir dann mit abgelaufenem Visum und ohne gültigen Rückflug in Myanmar festgesessen hätten, mussten wir etwas unternehmen. Wir wandten uns also an unseren Führer Thet und schilderten ihm das Problem - es war nicht ganz einfach zu vermitteln. Zunächst meinte er, dass er sich am Abend, wenn wir zurück sind, darum kümmern würde. Als wir dann insistierten, dass er sofort etwas unternehmen müsse, war er von der Notwedigkeit kaum zu überzeugen. Wir beharrten weiter und so rief er denn nolens volens bei der regionalen Zentrale an und schilderte unser Problem. Die regionale Zentrale erklärte sich für nicht zuständig, sie müsse die Zentrale in Yangon anrufen und die Schwierigkeiten dort klären und vor allem entscheiden lassen. Die Zentrale in Yangon erklärte sich ebenfalls für nicht zuständig, da die Buchungen ja von dem Partnerunternehmen in China getätigt seien. Niemand in Myanmar war also zuständig - eine Entscheidung musste aber getroffen werden. Also rief man in China bei Adrian Stalder an, der aber zur Zeit gar nicht in China war, sondern auf Reiseerkundung in Nordvietnam. Also wurde er in Nordvietnam angeläutet und entschied, dass in Yangon ein Zimmer zugebucht werden und unser Flug Heho - Yangon auf einen Tag früher umgebucht werden müsse. Da er nun aus Nordvietnam quasi die Kostenübernahme gesichert hatte, war nun der Weg frei für Tätigkeiten in Myanmar. So wurde denn der Flug umgebucht und in Yangon ein Zimmer zugebucht: eine der 6 Executive-Suiten im Yangon Savoy (das mittlerweile leider dauerhaft geschlossen ist)! Sonst war in ganz Yangon kein Zimmer der von uns gebuchten Kategorie (oder höher) mehr frei! Nach dieser aufregenden Einleitung des Tages konnten wir uns schließlich gegen ½11 Uhr zur Besichtigung aufmachen.
Über Ywama fuhren wir duch diverse Kanäle (wie man sich bei der Vielzahl von Kanälen zurechtfinden kann, bleibt mir ein Rätsel) in Richtung Indein . Als wir die Bootslände verlassen hatten, mussten wir nur wenige Meter laufen, um den Kindergarten zu besuchen. Wir hatten in Deutschland sorgfältig "Geschenkle" ausgesucht, sie bis hierher durch unsere ganze Chinareise und ¾ unserer Myanmarreise mitgeschleppt um zuzusehen, wie die Kindergärtnerin den Beutel mit den Geschenken achtlos auf einen Schrank legte. Die Kinder waren genauso lebendig, neugierig, frech und zerstritten wie ihre europäischen Altersgenossen.
Es schloss sich eine kleine Wanderung durch eine Streusiedlung an, die teilweise Einblicke in den Alltag der Einheimischen erlaubte, und schließlich an einem Stupafeld endete, deren Stupas sich in sehr unterschiedlichem baulichen Zustand befanden. Einige waren sehr gepflegt und entsprechend vergoldet, andere waren nur noch überwucherte Ruinen - beides hatte seinen Reiz. Zum Mittagessen fuhren wir wieder mit dem Boot zuruck nach Ywama in das gleiche Restaurant wie gestern, wo unser Führer Thet denn auch wärmstens empfangen wurde. Es war uns egal, denn das Essen war nicht schlecht.
Nach dem Essen machten wir einen kurzen Rundgang durch die kleine Gemeinde und fuhren danach mit dem Boot weiter zu den Schwimmenden Gärten . Feldbau im Wasser war für uns etwas Neues ebenso wie Gärtnern vom Boot aus. Die erwirtschafteten Erträge rechtfertigten aber offensichtlich den Aufwand. Den Abschluss des heutigen Tages bildete ein Besuch im Nga Phe Kyaung Kloster , wo wir aber den Katzenshows der Mönche fernblieben; auch ohne Katzenshows hat uns das Kloster nicht viel gegeben. Am Abend erhielten wir dann noch einen Anruf von Adrian Stalder, dass sich unser Terminproblem gelöst hätte - darauf zwar keinen "Dujardin", aber einen Abendcocktail.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Boot nach Shwe Nyaung, wo wir in einen Minibus umstiegen. Durch eine recht abwechslungsreiche und teilweise bergige Landschaft fuhren wir nach Taunggyi ,einer mittelgroßen Stadt mit ca. 170.000 Einwohnern, der Hauptstadt des Shan-Staates. Da wir mit unserer Besichtigungstour in das teilautonome Gebiet des Pa'O-Volkes wollten, bekamen wir dort eine zusätzliche lokale Führerin (wohl auch um eine zusätzliche Einnahmequelle zu generieren).
Der Besuch des Stupafeldes von Kakku (Khekku, Kakut - es existieren verschieden Umschriften der birmanischen Schrift) war nach der gestrigen Besichtigung des Stupafeldes von Indein keine sonderlich große Erweiterung unseres Horizontes. Aber: als wir in Kakku uns zum Besuch des Stupafeldes rüsteten trafen wir auf eine Menschenmenge, die sich vor dem Stupafeld versammelt hatte. Wir waren nicht der Meinung, dass dies unsetwegen nötig gewesen wäre ( ;-) ), erfuhren aber, dass man einen berühmten Mönch aus Singapur erwartete, der dem angeschlossenen Tempel eine größere Spende vermacht hatte. Also musste wir zur Besichtigung durch das Spalier der verschiedenen Trachten der unterschiedlichen Pa-o Dörfer durchmarschieren. Nach der Besichtigung, die wie gesagt wenig erhellend war, gingen wir in das Restaurant in dem unsere Führer vorher das Essen bestellt hatten. Nach dem Mittagessen fuhren wir zurück an den Inle-See und hielten unterwegs nur kurz in einem Bauerndörfchen des Pa-O-Volkes, das sich aber auch wenig unterschied, von dem was wir schon gesehen hatten. Weiter nach Yangon