Rajasthan: Im Land der Rajputen
Auf unserer Reise durch Rajasthan empfanden wir vor allem das ungeheure gesellschaftliche Spannungsfeld als explosiv. Moderner Lifestyle trifft auf tiefverwurzelte paternalistisch-maskuline, durch das Kastenwesen geprägte Tradition. Profitorientierter Globalismus im Dunstkreis der Metroppolen trifft auf mediävale agrarische Wirtschaftsformen auf dem Land. Nüchterner rationalistischer Alltagspragmatismus trifft auf tiefempfundene Gläubigkeit in die wirkmächtige Wundertätigkeit einer vieltausendfachen hinduistischen Götter- und Heiligenwelt im urbanen Umfeld und schlichten ruralen Animismus, oder auf starrköpfigen, fast schon sinnentleerten, sich in Ritualen und Riten erschöpfenden Islam.
Wir kamen völlig übermüdet um ca. 00:30 planmäßig an. Nun hieß es zunächst die üblichen Formalitäten zu erledigen. Wir hatten zwar selbstverständlich ein Visum beantragt und durch Vermittlung eines Visum-Services auch bekommen, (ganz schön teuer übrigens das Visum!) aber deshalb mussten wir dennoch sowohl irgend einen "Wisch" für die Immigration ausfüllen (die zwei Seiten die wir bei bei der Beantragung des Visums ausfüllen mussten, waren offensichtlich nicht genug, und im Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung kann man selbstverständlich diese Daten nicht der Immigration übermitteln) als auch einen weiteren "Wisch" für den Zoll (der dann überhaupt nicht gebraucht wurde - kein Mensch wollte den sehen) ausfüllen. Außerdem standen wir etwa 1¼ Stunden in der Warteschlange vor den Einreiseschaltern. Danach klappte dann auch noch die Abholung durch unseren Fahrer nicht richtig - er war außerhalb der Abfertigungshalle, wir waren innen - so dass sich unsere Fahrt zum Hotel bis ca. 3 Uhr nachts hinzog.
Danach war dann selbstverständlich die in Indien übliche Prozedur des Eincheckens fällig - in die Gästeliste eintragen und die Pässe fotokopieren. Dann konnten wir endlich unsere Zimmer beziehen. Unser Zimmer war das eines typischen südostasiatischen Stadthotels, recht funktional und sauber.
Zur Fahrt nach Jaipur gibt es nicht viel zu sagen: Es war eine Überlandfahrt mit einmaliger "Pinkelpause". Was sich als besonders unangenehm herausstellte war die Tatsache, dass wir noch über keinerlei indisches Geld verfügten, also kein landesübliches "Bakshish" geben konnten. Gegen Spätnacmittag kamen wir in Jaipur an, wo wir prompt in die Rush-Hour gerieten, die denn auch besonders heftig ausfiel, da unsere Fahrt in die Zeit der landesüblichen Festivitäten fiel. Heute war "Dussehra" , also das Fest, das an den Sieg Ramas über den Dämonen Ravana erinnerte. Zu diesem Zweck gab es einen Ziegenmarkt "außer der Reihe" und es waren in Parks Ravana-Puppen aufgestellt, die dann am Abend feierlich verbrannt wurden.Wir aber waren froh, als wir am Nachmittag gegen 4 Uhr endlich im Hotel waren, die Eincheck-Formalitäten hinter uns gebracht hatten und unsere Zimmer für die nächsten drei Nächte beziehen konnten.
Gegen 17:30 besuchten wir dann auch noch den in der Nähe des Hotels liegenden Laxmi Narayan Mandir , dessen Besuch eigentlich erst für den nächsten Tag vorgesehen war. Dort trafen wir dann auch erstmals unseren Guide für Jaipur.
Relativ früh (gegen 08:30 Uhr) begannen wir am nächsten Tag mit unserem Besichtigungsprogramm. Das Hawa Mahal , also den «Palast der Winde», konnten wir aus einer optimalen Position heraus fotografieren. Im gegenüber liegenden Gebäude (andere Straßenseite) stiegen wir auf das ausgebaute Dach und konnten so "auf Augenhöhe" fotografieren. Am Man Sagar einem kleinen See mit einer Insel auf der sich ein Palast, der Jal Mahal , befindet, war noch nicht das volle Touristenprogramm angelaufen, so dass wir auch hier fotografisch auf unsere Kosten kamen. Anders war es am Fuße des Amber Forts. Himmel und Menschen wollten zum Fort hinauf, so dass der Elefantentransport dorthin eingestellt war. Klar - es war immer noch Dussehra - die Leute hatten einen freien Tag und wollten ihn zu einem Ausflug zum Amber Fort nutzen. Außerdem erfuhren wir, dass es am Amber Fort offenbar für bedürftige Gläubige kostenloses Essen gab, was ebenfalls für einen entsprechenden Andrang sorgte. Zunächst mussten wir auf unser Gefährt warten, denn der ausgefallene Elefantenritt musste ja "verkehrstechnisch" kompensiert werden, d.h. es musste etwas gefunden werden, das uns hoch zum Fort brachte. Nach ca. einer halben Stunde, in der wir einem Schlangenbeschwörer mit einer ziemlich jungen Kobra zuschauen konnten, kam ein klapperiger Mahindra Jeep aus den 50er Jahren, um uns zum Fort hoch zu fahren. Dort mussten wir wieder warten, bis die Eintrittskarten gekauft waren - der Andrang war offenbar wirklich riesig. Danach kämpften wir uns durch die Massen, um Einlass ins Fort zu bekommen. Wir besichtigten einige wirklich schöne Räume und kurz nach Mittag fuhren wir wieder den Weg vom Fort hinunter, diesmal aber nicht zum Maota See (der unterhalb des Amber Forts liegt) sondern nach Devisinghpura, dem Ort am Fuße des Amber Forts. Dort wurde der ausgefallene Elefantenritt - einmal im Straßencarré von Devisinghpura - nachgeholt. Am Abend gab es - wie schon am Abend zuvor - Folklore-Darbietungen während unseres Abendessens.
Wiederum gegen 8:30 Uhr begannen wir am letzten Tag in Jaipur unser Besichtigungsprogramm. Als wir in die Stadt fuhren, wurden wir zunächst einmal umgeleitet, da auf unserem Weg zum Jantar Mantar eine Prozession/Demonstration unterwegs war. Der Zug setzte sich für die Verbesserung des Umweltschutzes und der allgemeinen Sauberkeit ein. Die Teilnehmer hatten denn auch jede Menge Plastiktüten und als Getränke Plastik-Wasserflaschen und Sunkist-Tetrapacks dabei - nicht etwa als abschreckendes Alltagsbeispiel sondern zum eigenen Verzehr. Aber als Demozug war er sehr farbenfroh und fröhlich. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Jaipur erreichten wir den Stadtpalast und das Jantar Mantar Observatorium. Dort wird unter vielem Anderen die größte Sonnenuhr der Welt gezeigt, die die Zeit bis auf 2 Sekunden genau messen kann. Da es bereits recht warm wurde, war eine kleine Pause angesagt, in der wir unseren ersten "masala chai" (Würztee) probierten. Er schmeckte wirklich gut. Danach machten wir uns an die Besichtigung des Stadtpalastes. Ein Teil dieses Palastes wird immer noch von der Maharaja-Familie als Wohnsitz genutzt, der weitaus größere Teil ist aber Museum. Von Waffensammlungen und Kleideraustellungen, den Portraits der verschiedenen Herrscher bis zu den architektonischen Feinheiten und Besonderheiten eines Maharaja-Palastes haben wir alles besichtigt, was zu besichtigen war. Nach einem kurzen Mittagaimbiss ging es zurück ins Hotel um ein wenig auszuruhen. Am späten Nachmittag besuchten wir dann den Galta Ji Mandir Tempelkomplex in der näheren Umgebung Jaipurs. Dieser liegt in einem schmalen Felsental, das zum einen den Tempelkomplex beinhaltet zum anderen aber große Horden von frechen Affen beherbergt. Diese waren aber heute anscheinend zahmer als üblich, da sie offenbar durch die Anwesenheit eines Leoparden eingeschüchtert waren, eines Leoparden, der sich etwa eine halbe Stunde vor unserer Ankunft hatte sehen lassen. Dann ging's zurück ins Hotel zu Abendessen und der üblichen Folklore-Veranstaltung... Weiter zur nächsten Reiseeinheit