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Namibia: Ungeheurer Artenreichtum

Fahrt nach Klein-Aus-Vista über die gesperrte Strecke entlang des Oranje-Flusses, Fahrt nach Lüderitz, Besuch der Garub-Wildpferde

Schon am Freitag, nach unserer Fahrt nach Ai-Ais beschlossen wir, anders als unser Fahrtenbuch vorgeschlagen hat, für die Fahrt nach Klein-Aus Vista nicht wieder bis fast nach Keetmannshoop zurück zu fahren um von dort aus über die B4 Teerstraße nach Klein-Aus Vista zu gelangen, sondern die in unserem Reiseführer vorgeschlagene Route entlang des Grenzflusses zwischen Namibia und Südafrika, dem Oranje-River zu versuchen. Gesagt - getan! Wir fuhren also vom Cañon Roadhouse in Richtung Süden, vorbei an Ai-Ais, bis zur T-Kreuzung der C37 mit der C13 in Aussenkehr . Dort erlebten wir eine böse Überraschung: Als wir nach rechts Richtung Oranje abbiegen wollten standen wir vor einem Schild "Road Closed"! Sollten wir die letzten 100 km umsonst gefahren sein, umkehren und so einen Umweg von insgesamt 200 km in Kauf nehmen? So einfach wollten wir dann doch nicht klein beigeben! Also hielten wir einen namibischen Wagen an, der gerade aus der "Geschlossenen Straße" herauskam. Da er von dort kam, musste er ja auch etwas über die Befahrbarkeit der Straße sagen können. Der Fahrer meinte, dass die Straße "im Prinzip" nicht schlecht sei, aber die letzten 20 km könnten "ein kleines Abenteuer sein". Damit hatte er genau recht! Ein weiterer entgegenkommender Wagen ergänzte, dass das Ganze für einen allrad-getriebenen Wagen kein größeres Problem darstellte obwohl die 2 Tiefsandstrecken schon "haarig" seien. Die Schwierigkeit war nur: wir hatten keinen allrad-getriebenen Wagen sondern nur einen einachsig angetriebenen. Nach kurzer Beratung beschlossen wir, trotzden weiter zu fahren. Überall hatte man uns versichert: Wenn du in Namibia stecken bleibst, hilft man dir auf jeden Falll weiter! Die gravel-pad war soweit ganz o.k., aber uns saß der Hinweis auf "die 2 Tiefsandstrecken" im Nacken! Unterwegs nahmen wir (laut Reiseführer ein absolutes "no-go") einen Einheimischen mit, der nach Rosh Pinah, dem Endpunkt der gravel-pad, wollte. Dies war nicht vollkommen uneigennützig, im Hinterkopf hatten wir schon die Idee, dass uns der junge Mann eventuell beim Autoschieben helfen könnte. Bald nachdem er bei uns eingestiegen war, kamen wir an die erste der beiden Tiefsandstrecken. Dort stand bereits ein allrad-getriebener Toyota Landcruiser und ließ Luft aus seinen Reifen, um den grip zu erhöhen. Die Strecke selbst ist einfach zu beschreiben: als Trockenbett des Fischflusses, der hier in den Oranje mündet, hatte die Strecke U-Form -also auf der einen Seite durch den vom Fluss angeschwemmten Sand hinunter auf den tiefsten Punkt des Flussbettes und auf der anderen Seite wieder hinauf und das ganze - ca. 8 m hinab und 8 m hinauf - auf einer Strecke von insgesamt ca. 40m. Wir versuchten es: nach der Hälfte der Bergaufstrecke ging garnichts mehr! Also wieder hinunter: Auf der "Talsohle" sagte der Einheimische auf der Rückbank plötzlich: "Fahren Sie rechts, da geht auch noch ein Weg!" Da wir sowieso keine Chance hatten, etwas anderes zu probieren (rückwärts wieder den Berg hinauf hätte garantiert nicht geklappt!) folgten wir dem Hinweis. Und siehe da: es funktionierte! Die kleine Umwegstrecke war zwar auch nicht einfach zu fahren, aber wir hatten wenigstens eine Chance. Am wenig später folgenden 2. Sandhindernis verfuhren wir ähnlich, nur dass wir nach kurzem Befahren der Ausweichstrecke im Sand stecken blieben. Als wir ausstiegen sahen und merkten wir warum: wir standen "wadentief" im Feinsand. Jetzt ging es darum hier einen Weg zu finden: Detlef entdeckte einen erreichbaren breit wurzelnden Baum, hinter dem der Sand weniger tief zu sein schien. Nach anfänglichem Schlingern fanden die Reifen Grip auf den Wurzeln und hinterher im flacheren Sand, so dass wir auch hier weiter kamen. Schließlich erreichten wir 8 km weiter Rosh Pinah , wo die Straße wieder geteert war. Nach einer kurzen Mittagspause ging's von dort problemlos weiter nach Klein-Aus Vista . Und was lernen wir aus unserem kleinen Abenteuer? - Wenn die Namibier eine Straße schließen, dann hat das einen wirklichen Grund! In Klein-Aus Vista enspannten wir nach Bezug unseres Zimmers erst einmal an der Bar - das Bier hatten wir uns redlich verdient.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Suche nach den berühmten Wildpferden von Garub (bei Aus) . Es gibt verschiedene Legenden, wie die Pferde in die Namib gelangt sein sollen, die wahrscheinlichste erscheint mir, dass es Relikte der deutschen Schutztruppe sind, die um Klein-Aus und Garub stationiert war, und die im Ersten Weltkrieg aufgerieben wurde. Die Pferde haben sich aber, sonst hätten sie nicht so lange in der Namib überlebt, an die Verhältnisse hervorragend angepasst. Wir fanden sie auch, wenn auch an ganz anderer Stelle als man uns gesagt hatte. Es war eine ganz ansehnliche Herde von ca. 15 - 20 Tieren, die sich frei durch die Namib bewegten. An dem Wasserloch, wo sie eigentlich sein sollten, fanden wir hingegen einen Trupp Strauße, drei Hähne, die abwechselnd tranken und etliche Oryx-Antilopen. Am Abend nahmen wir am unvermeidlichen game drive teil, der im ebenso unvermeidlichen sundowner endete.

Am Morgen wollten wir die erste deutsche Siedlung in Namibia, Lüderitz , benannt nach dem Lübecker Kaufmann Adolf Lüderitz, kennenlernen. Auf dem Weg dorthin lag allerdings noch die Geisterstadt der Diamantensucher - die Kolmannskuppe . Von 1908 bis 1957 (dort zog die Diamantengesellschaft die letzten Sicherheitsbeamten ab) war Kolmannskoppe ein für die damalige Zeit luxoriöser Arbeitsplatz, mit Schwimmbad, Kegelbahn, Eisfabrik und Krankenhaus. Im Wesentlichen Deutsche sorgten für den Abbau der Diamanten, bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg die Erträge so weit zurück gingen, dass es für die damaligen Besitzer unrentabel wurde. Seither überließ man die Siedlung der zurückerobernden Namib, die ein Gutteil der Häuser wieder mit Sand füllte.

Nach der Kolmannskuppe besuchten wir das erste Zeichen, das europäische Seefahrer an der namibischen Küste zurückließen, das bekannte Diaz-Kreuz , aufgestellt 1488 von Bartolomeu Diaz. Außer dem Steinkreuz und einer sturmumtosten Küste ist aber dort nichts zu sehen.

Lüderitz selbst, das immer als besonders das Deutschtum bewahrend beschrieben wird, kam uns nicht sehr historisch bewußt vor. Einige Villenfronten aus der Gründerzeit und die bekannte Felsenkirche sind die einzigen Zeugen deutscher Vergangenheit. Da Lüderitz am Meer liegt und für seine Austernzucht bekannt ist, aß Detlef ein halbes Dutzend Austern, was senem Magen und Darm aber nicht sonderlich gut bekommen ist.

Die Rückfahrt nach Klein-Aus Vista war ohne besondere Vorkommnisse... Weiter zur nächsten Reiseeinheit

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